Colonia Dignidad - Verschleppte Aufklärung

Hallo Ihr Lieben!

 

Jedem ist wohl die Colonia Dignidad ein Begriff…

Zum Einstieg über dieses ungesühnte Unrecht einige Infos:

 

Im Jahr 2013 wurde wieder von der deutsch-chilenischen Colonia Dignidad berichtet. Ein gärendes Fass. Die Kolonie nennt sich jetzt allerdings „Villa Baviera".

http://www.sueddeutsche.de/panorama/deutsche-sekte-colonia-dignidad-in-chile-kolonie-der-wuerdelosen-1.1586642

 

Auszug:

Ein chilenisches Gericht hat 21 Sektenführer der "Colonia Dignidad" verurteilt. Den Männern wurde jahrzehntelanger Kindesmissbrauch nachgewiesen. Der Deutsche Hartmut Hopp gehört zu den Verurteilten. Doch er lebt weiter unbehelligt frei in Krefeld - dank der deutschen Justiz.

 

Bis in die jüngere Vergangenheit genoss das Unternehmen auffälligen Schutz.

Jan Stehle vom Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika in Berlin nennt das einen Skandal. Die Colonia habe in Deutschland eine Lobby gehabt, vor allem bei CDU und CSU, sagt er. Der Wissenschaftler erhielt erst Einblick in die Dokumente, nachdem er das Auswärtige Amt (AA) verklagt hatte. Unterdessen durfte die frühere Colonia sich mit Hilfe des AA in einen Touristentreff mit Oktoberfest, Hotel und Restaurant verwandeln. "Deutsche Tradition", verspricht die Website, eine Beleidigung für die Gequälten.“

 

Es ist so unsäglich, wie hier das Recht mit Füßen getreten wurde u. wird. Das große Wegsehen u. Verschleppen. Involvierte Politiker, ein Auswärtiges Amt, das Dokumente unter Verschluss hält?!

 

Dazu noch ein weiterer aufschlussreicher Artikel:

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/1545246/

http://www.deutschlandfunkkultur.de/colonia-dignidad-anwalt-fordert-umfassende-ermittlungen.954.de.html?dram:article_id=146574

 

Auszug:

Und das ist eben genau auch einer der Hauptvorwürfe, den wir und andere seit Jahren erheben, die deutsche Justiz hätte von sich aus Ermittlungen einleiten können. Dann stimmt aber auch die Geschichte mit dem sexuellen Missbrauch nicht. Weil sexueller Missbrauch ist - im Einzelnen muss das natürlich in jedem Einzelfall nachvollzogen werden, aber das verjährt erst dann, wenn die Kinder volljährig geworden sind, und wenn es ein gemeinschaftlicher Missbrauch, also ein schwerer Missbrauch ist, verjährt das erst nach 20 Jahren. Da ist noch jede Menge nicht verjährt.

 

Womit hier auch die Frage entsteht: Wieso ist dieser systematische „Missbrauch“ an Kindern nicht am Runden Tisch gegen Missbrauch von der Regierung einbezogen worden? Für die Opfer/Betroffenen wurde bis heute keine Klage erhoben u. keine Entschädigungsleistungen vereinbart.

 

Im Jahr 2011 hat Dr. Gysi, Die Linken eine Anfrage an die Bundesregierung gestellt zu der Art u. Weise wie hier Täter vom Bund immer noch geschützt werden u. Opfer kein Recht bekommen. Das kann hier nachgelesen werden:

http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/064/1706401.pdf

 

Auszug:

Die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt seit 1985 im Fall Colonia Dignidad(CD) und spätestens seit der Bundestagsanhörung im Unterausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe am 22. Februar 1988 auch gegen Hartmut Hopp. Mehrere Opfer der CD haben bei der Staatsanwaltschaft Bonn Anzeige erstattet. Diese Ermittlungen, im Rahmen derer bereits Dutzende von Zeuginnen und Zeugen vernommen worden sind, haben bislang zu keiner Anklageerhebung geführt. Während dies im Fall Chiles mit der Zusammenarbeit des chilenischen Staates und der Colonia Dignidad bei Folter, Mord und Waffenhandel während der Pinochet-Diktatur (1973 bis 1990) zumindest teilweise erklärt werden kann, liegen die Gründe für die äußerst zurückhaltende Haltung deutscher Behörden noch weitgehend im Dunklen.

 

Dies liegt nicht zuletzt an der Weigerung von Auswärtigem Amt (AA) und Bundesnachrichtendienst (BND), Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Journalistinnen und Journalisten Zugang zu Hunderten von Aktenordnern, die in den Archiven, Geheimarchiven und in den Referaten der jeweiligen Behörde aufbewahrt werden, Zugang zu gewähren.

 

Die Opfervereinigung „Not- und Interessengemeinschaft der Geschädigten der Colonia Dignidad“ hat in den letzten 23 Jahren vielfach die Bundesregierung zur vollständigen Aufklärung und Aufarbeitung der Verbrechen der CD aufgefordert und sich in einem offenen Brief an den Bundesminister Dr. Guido Westerwelle, im Dezember 2010 für eine Aktenfreigabe für die wissenschaftliche Aufarbeitung des Falls CD eingesetzt“

 

Diese Anfrage ist ziemlich lang, aber äußerst erhellend. Ich empfehle Euch wirklich mal alles zu lesen. Auf den letzten Seiten sind eine Menge offener Fragen, die Gysi an die Bundesregierung stellt. Von solchen Anfragen, bzw. Machenschaften liest man natürlich nichts oder kaum etwas in den großen Medien.

 

So wie sich das alles darstellt wird hier gezielt verhindert - durch Regierungsbehörden - dass diese Straftaten von deutschen Staatsbürgern an anderen Deutschen (und somit auch die Möglichkeit diese zur Rechenschaft zu ziehen) aufgeklärt werden, darunter vielfache sexuelle Gewalt an Kindern.

 

Damit betreibt die deutsche Regierung systematischen Täterschutz u. blockiert die volle Aufklärung u. Verurteilung der betreffenden Tätergruppen zum Nachteil der Opfer. Mal ganz abgesehen davon, dass sich - wie es scheint - unter den Tätern auch ehemalige NS-Schergen befanden u. heutige NPD-Mitglieder, was aus den Fragestellungen des Dr. Gysi hervorgeht.

 

Hat irgendwer am Runden Tisch gegen Missbrauch darüber gesprochen? Waren dort Opfervertreter von Colonia Dignidad vertreten? Nein.

 

Diese ganze Geschichte stinkt zum Himmel.

Wenn selbst Fraktionsvorsitzende u. Anwälte regelmäßig daran gehindert werden Akten einzusehen u. die Regierung sich weiter ausschweigt, fragt man sich doch, was da so vehement verheimlicht werden soll? Täter werden gedeckt durch Bundesbehörden, das ist rechtlich gesehen mehr als eine Katastrophe.

 

Die letzte u. aktuelle Info, die ich finden konnte:

http://www.sueddeutsche.de/politik/colonia-dignidad-strafe-fuer-den-arzt-der-colonia-dignidad-1.3628500

 

Auszug:

Jahrzehntelang wurde in der deutschen Enklave im Süden Chiles verschleppt, vergewaltigt, gequält, versklavt, gemordet. Deutschlands Justiz unternahm so gut wie nichts, obwohl erste Vorwürfe gegen diese sogenannte Colonia Dignidad bereits vor einem halben Jahrhundert ans Licht kamen. Jetzt wollen die Behörden in zumindest einem prominenten Fall zugreifen, und auch das nur, weil chilenische Kollegen die Vorlage lieferten.

 

Nach dem Kinofilm des Regisseurs Florian Gallenberger hatte sich 2016 der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier an den Skandal erinnert und Archive geöffnet. Bundestagsabgeordnete reisten danach in die Villa Baviera alias Colonia Dignidad. Vor dieser Sommerpause 2017 beschlossen die Fraktionen, die Verbrechen aufzuarbeiten und den überlebenden Opfern doch noch zu helfen.“

 

Und weiter:

http://www.sueddeutsche.de/politik/colonia-dignidad-spaetes-eingestaendnis-1.3568337

Auszug:

„Den Opfern der Colonia Dignidad in Chile soll nun nach Jahrzehnten geholfen werden, etwa mit einem Fonds. Im April 2016 sprach zunächst der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier ein Mea culpa im Auswärtigen Amt und ließ Teile der Akten zur Colonia Dignidad öffnen. Anlass war ein Kinofilm. Dann besuchten Abgeordnete, unter anderem Renate Künast (Grüne), das umzäunte Gelände.

 

Das Areal heißt heute Villa Baviera, bayerisches Dorf, und macht auf Tourismus. Ungefähr 100 Kolonisten leben noch dort. Folterkeller, Massengrab und Berichte schockierten die Abgeordneten. Jetzt verlangen CDU/CSU, SPD und Grüne, konkret zu werden. Auch die Linke stützt diese Offensive. So soll Berlin mit Santiago endlich die Schrecken klären. Auch möge bis zum 30. Juni 2018 geprüft werden, wie auf dem Gelände eine Gedenkstätte entstehen kann und ob den traumatisierten und oft bettelarmen Überlebenden mit einem Fonds zu helfen wäre. Außerdem wünscht man sich, dass strafrechtliche Ermittlungen vorangetrieben und die Besitzverhältnisse der Kolonie geklärt werden.

 

Aktuell ist es so, dass einige mutmaßliche Verbrecher der Colonia trotz rechtskräftiger Urteile und internationaler Haftbefehle in Deutschland frei herumlaufen, vorneweg der frühere Sektenarzt Hartmut Hopp. Auch der CDU-Mann Michael Brand hält es für schreiend ungerecht, dass Opfer mit 112 Euro Rente leiden und sich Täter wie Hopp mit Geld und Raffinesse der Justiz entziehen. Mit unter anderem Zwangsarbeit, Waffenhandel und Rentenbetrug hortete die Colonia-Führung ein Vermögen. Auch mit Giftgas wurde experimentiert. Klaus Barthel von der SPD wundert sich über "relativ starke, wirksame Kräfte", die sogar diese parlamentarische Initiative bremsen wollten. Es gebe da "alte Mächte" in Chile und Deutschland.

 

Der kriminelle Besitz der Colonia werde von den neuen Anführern kontrolliert, sagt der chilenische Opferanwalt Hernán Fernández aus Santiago. Wichtige Zeugen seien von den Kindern der alten Anführer abhängig oder hätten sich nach ihrer Rückkehr nach Deutschland einer neuen Sekte angeschlossen. Auf der Tribüne saß mit feuchten Augen Werner Schmidtke, der in der Colonia Dignidad jahrelang gequält worden war und nun erlebt, wie die Politik tätig wird.“

 

Kurz zusammengefasst: Seit 1985 ermittelt die deutsche Staatsanwaltschaft. Täter laufen weiter frei herum. Das Auswärtige Amt ließ vor einem Jahr einige Akten öffnen (ich wusste gar nicht, dass Akten zu anhängigen Strafverfahren verschlossen sein dürfen?!), weshalb nun mal ein bisschen Bewegung in die Sache kommt. Opfer haben bis dato kaum oder gar kein Recht gesprochen bekommen. Und nun geht es darum, den Opfern zumindest über einen Fonds Unterstützung zukommen zu lassen.

 

Ich frage mich natürlich, wie das alles sein kann?

 

Wenn natürlich hochkarätige Politiker mit involviert , bzw. mutmaßliche Täter sind... die Dokumente zu den Taten von BND u. AA unter Verschluss gehalten werden... das würde eine Menge erklären.

 

Doch bleibe ich dabei, wie kann es sein?!

 

Hoffen wir, dass endlich gehandelt wird!

 

Liebe Grüße

Violine