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Wo ist die Solidarität der Frauen?

Hallo Ihr Lieben!

 

Das hätte ich sein können“. So titelt Alice Schwarzer ihren Text.

Mit den Worten Barack Obamas anlässlich der Ermordung eines schwarzen Jugendlichen durch einen weißen Erwachsenen (Juli 2013).

https://www.aliceschwarzer.de/artikel/das-haette-ich-sein-koennen-311604

 

Auszug:

Der mächtigste Mann der Welt identifiziert sich öffentlich mit einem armen Jungen, einem Opfer. Er hat nicht vergessen, woher er kommt – und dass er selber einst ganz ähnlich aussah, ähnlich gekleidet war und vielleicht auch ähnlich fühlte, wie der abgeknallte Junge. Abgeknallt, weil er schwarz war.

 

Und wäre es eine weiße Frau gewesen? In Deutschland zum Beispiel? Eine Frau, die vergewaltigt wurde oder gar Opfer eines Sexualmordes – und deren Täter mit einem fragwürdigen Urteil freigesprochen wird? Hätte da jemand protestiert? Nein. Das vermute ich nicht.

 

Das weiß ich aus der Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte. In der Zeit wurden Gattenmörder, Vergewaltiger und Sexualmörder reihenweise entweder schlankweg freigesprochen („mangels Beweisen“) oder bekamen grotesk niedrige Strafen, manchmal sogar gleich auf Bewährung („verletzte Männerehre“).

 

Über diese Prozesse hat bestenfalls EMMA berichtet, aber selbst wir kamen und kommen keineswegs immer nach. Es sind zu viele. Und es sind zu wenige, die erkennen, was da passiert und dagegen protestieren. Nicht eine Frau oder auch Feministin in Deutschland ist seit dem Ihns/Andersen-Prozess 1974 wegen einer sexistischen Prozessführung oder eines fragwürdigen Urteils auf die Straße gegangen.

 

Oder wäre es vorstellbar, dass zum Beispiel die Bundeskanzlerin einen solchen Freispruch kommentiert – und gar den großen Satz sagt: „Das hätte ich sein können“? Nein. Das ist ganz und gar undenkbar. Eine Frau, die es geschafft hat, muss schon Feministin sein, um öffentlich zuzugeben, dass sie zu derselben Sorte Mensch gehört. Zu der Sorte, die vergewaltigt oder aus Frauenhass ermordet werden kann...“

 

Wenn Vergewaltiger freigesprochen werden gibt es keinen Aufschrei, keine Solidarität der Frauen untereinander. Oder sehr selten, wie in Frankreich.

 

Jeden Tag werden unzählige Frauen als Zwangsprostituierte in deutschen Bordellen zum Kauf angeboten - für Männer. Der Frauenhandel blüht. Doch wo sind sie die starken Frauen die auf die Straße gehen und die Legalisierung des Frauenhandels anprangern?

 

Aber natürlich gibt es viele wunderbare Organisationen, die sich stark machen für die Frauen, so wie auch die EMMAs. :-) Einige will ich hier mal nennen:

https://www.emma.de/

https://www.frauenrechte.de/online/index.php

https://www.ggmh.de/

https://ifgbsg.org/uber-uns/

https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/aktuelles.html

http://www.kofra.de/layout/index.htm

https://sisters-ev.de/

https://www.soforthilfe-nach-vergewaltigung.de/

 

 

Allerdings ist die Bereitschaft für die Sache der Frauen auf die Straße zu gehen oder den Abgeordneten im Bundestag das Leben schwer zu machen (mit Protestnoten) gering.

 

Früher waren die Frauen aktiver auf den Straßen, heute sind sie meist gebunden in den jeweiligen Vereinen u. Gruppen u. haben kaum Zeit auf die Straße zu gehen. Wir können wirklich froh sein, dass es die jährlichen Demos gibt zum Frauentag. Und hinzugekommen ist die weltweite Bewegung One Million Rising. http://www.onebillionrising.de/  Eine tolle Sache. :-)

 

Nur weil wir Frauen sind besteht leider immer noch die Gefahr Sexismus, sexuelle Übergriffe oder im schlimmsten Fall sexuelle Gewalt zu erleben durch Männer.

 

Was die Solidarität angeht möchte ich gerne mal an die Anfänge der deutschen Frauenbewegung in den 70igern erinnern:

http://www.frauenmediaturm.de/themen-portraets/chronik-der-neuen-frauenbewegung/1976/

 

Auszug:

In Frankfurt organisieren Feministinnen eine 'Nachtdemonstration Gewalt gegen Lesben’. Anlass für die Aktion ist der Prozess gegen zwei homosexuelle Frauen wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Das Paar hatte sich gegen die Zudringlichkeiten eines Mannes gewehrt. In ihrem Flugblatt fordern die Initiatorinnen der Demonstration den Freispruch der Frauen: „Kriminell sind alle Männer, die Frauen auf irgendeine Weise bedrohen. Wir erkennen keine Männerjustiz an, deren Recht Unrecht gegen Frauen ist.“

 

Genau das ist es was ich mir wünsche:

Solidarität, wenn Prozesse sexistisch geführt werden oder Betroffene/Opfer von sexueller Gewalt denunziert werden u. ihnen eine „Mitschuld“ an einer Vergewaltigung gegeben wird im Gerichtssaal. Was ja leider inzwischen fast ständig geschieht...

 

Ein weiteres Beispiel wie solidarisch u. aktiv die damaligen Frauen waren:

http://www.frauenmediaturm.de/themen-portraets/chronik-der-neuen-frauenbewegung/1978/

 

Auszug:

Die Rote Zora überfällt sechs Kölner Dr. Müller’s Sexshops und raubt Porno-Artikel im Wert von 100.000 Mark. In einem anonymen Flugblatt erklärt die militante Gruppe, die sich den Zielen der autonomen Frauenbewegung verpflichtet fühlt: „Diese Läden stinken uns schon lange. Die Frau wird auf ihren Körper reduziert – zur Sexmaschine degradiert, die nach Belieben der Käufer zu handhaben ist. Mit List und Tücke hauen wir die Pornoshops in Stücke!

 

Es müssen ja keine militanten Aktionen sein. ;-)

Aber radikal schon, sonst wird sich sowieso nichts verändern. Dafür ein weiteres Beispiel, wie das aussehen könnte:

http://www.frauenmediaturm.de/themen-portraets/chronik-der-neuen-frauenbewegung/1978/

 

Auszug:

Das Bonner Frauenforum kippt vor das Bonner Korrespondentenbüro des Spiegel rund 2.000 Spiegel-Ausgaben und überschüttet sie mit grüner und gelber Götterspeise. Die Protestaktion richtet sich gegen die frauenfeindliche Berichterstattung und Titelgestaltung des Magazins, insbesondere aber gegen den „glitschigen schleimigen Kommentar" des Herausgebers Rudolf Augstein zur Stern-Klage.“

 

Wieso gab es damals solch eine starke Solidarität unter den Frauen u. solche tollen Aktionen? Wo ist die heute abgeblieben? Wäre es nicht an der Zeit uns an diesen mutigen Vorkämpferinnen neu zu orientieren u. spontane Aktionen auf den Weg zu bringen?

 

Nur mal so ein Gedanke. ;-)

 

Liebe Grüße

Violine