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Sexueller "Missbrauch" an Kindern nimmt zu - Was läuft falsch?

Hallo Ihr Lieben!

 

Das Schweigen ist vorbei!

Es wird über Kindesmissbrauch öffentlich gesprochen. Seit Auffliegen der entsetzlichen Missbrauchstaten in katholischen Einrichtungen, Internaten u. Schulen taucht dieses Thema öfters in den Medien auf als zuvor.

 

Allerdings hat das Wissen darum nichts daran geändert dass Kinder weiterhin sexuelle Gewalt erleiden. Was eine Tragik ohne Ende ist.

https://www.stern.de/panorama/stern-crime/kriminalstatistik-2011-sexueller-missbrauch-an-kindern-nimmt-zu-3849966.html

 

Auszug:

Die erfassten Fälle sexuellen Missbrauchs an Kindern haben nach der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik (PKS) für das Jahr 2011 erneut zugenommen. Die Zahl erhöhte sich um 4,9 Prozent auf 12.444 Taten, berichtet die Zeitung "Die Welt". In diesem Deliktsbereich müsse allerdings nach wie vor von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden, heißt es. Dramatisch zugenommen hat demnach der Besitz und die Beschaffung von Kinderpornografie. Hier sei ein Plus von 23,3 Prozent auf 3896 Fälle registriert worden.“

 

Kinder sterben in Deutschland. Durch Gewalt oder Vernachlässigung in den Familien. Die Ausmaße sind erschreckend.

http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/familie/kriminalstatistik-zu-gewalt-an-kindern-zahl-der-missbrauchsopfer-steigt-11766956.html

 

Auszug:

Jede Woche sterben in Deutschland im Schnitt drei Kinder durch Gewalt oder Vernachlässigung. Insgesamt seien im vergangenen Jahr auf diese Weise 146 Kinder unter 14 Jahren ums Leben gekommen, sagte der Chef des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, am Dienstag in Berlin. Damit sei diese Zahl zwar im Vergleich zu 2010 um ein Fünftel gesunken. Ziercke mahnte aber: „Jedes betroffene Kind ist eines zu viel. Jeder Fall von Gewalt an Kindern ist eine Tragödie.“ 114 Todesopfer waren sogar jünger als sechs Jahre.

 

Der von der Regierung eingesetzte Missbrauchsbeauftragte warnt erneut u. immer wieder davor das Thema sexuelle Gewalt gegen Kinder in den Hintergrund zu schieben.

https://beauftragter-missbrauch.de/presse-service/pressemitteilungen/detail/news/bilanzbericht-des-missbrauchsbeauftragten-der-bundesregierung-keine-entwarnung-kein-schlussstri/

 

Auszug:

Verantwortliche aller politischen Ebenen müssen in die Pflicht genommen werden, den Betroffenen sexualisierter Gewalt wirksamer zu helfen und Missbrauch künftig besser zu verhindern“. Rörig warnt davor, die öffentliche Debatte über das Thema politisch und administrativ in den Hintergrund zu schieben: „Politik darf bei dem unbequemen Thema Missbrauch nicht bequem werden.

 

Und weiter schreibt er:

Im Bereich der Hilfen ist bis heute immer noch zu wenig erreicht worden“, stellte Rörig weiter fest, „es ist sehr ärgerlich, dass es fast zwei Jahre nach Ende des Runden Tisches noch nicht gelungen ist, die Länder und Kommunen für die dringend notwendige Stabilisierung und den Ausbau der Beratungsstellen zu gewinnen.“

 

Auch die Bilanz des Bundeskriminalamtes zeigt deutlich: Die Fälle von sexueller Gewalt an Kindern nimmt weiter zu!

http://www.berlin.de/imperia/md/content/polizei/kriminalitaet/pks/jahrbuch_2012.pdf?start&ts=1366028057&file=jahrbuch_2012.pdf

http://docplayer.org/15485668-Polizeiliche-kriminalstatistik-2012-bundesrepublik-deutschland.html

https://www.berlin.de/polizei/verschiedenes/polizeiliche-kriminalstatistik/

 

Auszug:

Der im Jahr 2010 zu verzeichnende Anstieg bei den Fällen des sexuellen Missbrauchs von Kindern (§§ 176, 176a, 176b StGB) setzte sich 2011 und auch im aktuellen Berichtsjahr (+1,4 Prozent auf 12.623 Fälle) fort. In diesem Deliktsbereich muss nach wie vor von einem hohen Dunkelfeld ausgegangen werden. Eine Steigerung auf 2.465 Fälle (+89 Fälle) ist hingegen bei der Verbreitung von Kinder­pornographie zu konstatieren.“

 

Trotz vieler guter Maßnahmen - von Bund u. Ländern initiiert - reichen diese nicht aus um unsere Kinder zu schützen. Das ist ein Armutszeugnis u. ein Skandal!

 

Die meisten Kinder erleiden sexuelle Gewalt in der eigenen Familie durch Verwandte, wie Väter, Onkel, Brüder usw. Der Ort, der für Kinder eigentlich der sicherste sein sollte wird zum Ort des Schreckens, des Vertrauensmissbrauchs u. des unendlichen Leides.

 

Einige werden nun darauf verweisen, dass es der Job von Jugendämtern sei, Familien entsprechend zu „kontrollieren“. Die Realität zeigt uns nur zu deutlich, dass Kinder durch Jugendamtsmitarbeiter eben keinen oder nur einen sehr geringen Schutz haben.

 

Zwar werden Mitarbeiter offiziell als „fallverantwortliche Fachkräfte“ bezeichnet, obwohl sie mangels Fachaufsicht niemandem verantwortlich sind, es sei denn, sie treten strafrechtlich in Erscheinung. Aber unter der Aufsicht dieser „Fachkräfte“ hat es schon die schlimmsten Fälle von Vernachlässigung, sexueller Gewalt u. Tod von Kindern gegeben.

 

Die Jugendämter handeln eben nicht im „besten Interesse“ des Kindes, das ist ja das große Problem! Bisher wird das aber nicht erkannt von den zuständigen Politikern, die etwas daran ändern könnten.

 

Die von Kanzlerin Merkel eingesetzten Missbrauchsbeauftragten samt dem Runden Tisch sind eine gute Sache. Allerdings wurde gleich klargestellt, dass dieses Amt keinerlei Weisungsbefugnisse hat. Empfehlungen ja, aber umsetzen nein. Wir sehen ja wohin das bisher geführt hat. Alle wertvollen Empfehlungen wurden nur sehr, sehr langsam umgesetzt, wenn überhaupt.

 

Der Missbrauchsbeauftragte Herr Röhrig sagt also zu Recht, dass der Bund in der Pflicht ist das Thema endlich ernsthaft anzugehen u. nicht wieder in den Hintergrund zu schieben.

 

Wenn eine wirklich sinnvolle und effektive Präventions Arbeit u. ein ernsthafter Fürsorge Wille vorhanden wäre, dann müsste die Regierung eine Menge investieren.

 

- Dazu gehört die „sichere Finanzierung“ von Beratungsstellen u. die Zusicherung, dass Kinder auch sofort, wenn sie sexuelle Gewalt erlitten haben in therapeutische Behandlung kommen, um sie aus diesem schrecklichen Trauma sofort heraus zu holen u. die bestmögliche Versorgung zu bieten!

 

Doch seit Jahren kämpfen die zuständigen Beratungsstellen sich über Wasser zu halten, weil die finanzielle Seite derart schlecht aussieht u. Leistungen der Länder „freiwillig“ sind. Sind die Kassen der Länder leer, werden alle Zahlungen eingestellt u. damit auch jede Hilfe für Betroffene zusammen gekürzt. Das alles ist dem Bund seit Jahren bekannt! Geändert wurde gar nichts!

 

- Das nächste Problem sind gut ausgebildete Trauma-TherapeutInnen. Es fehlt bundesweit an genügend Fachkräften. Meist sammeln diese sich in Großstädten, während Kleinstädte u. ländliche Regionen fast leer ausgehen.

 

- Das System der Kassen die Therapiestunden zu beschränken richtet sich nicht nach den Bedarf bei Betroffenen. Auch dort müsste geändert werden dass das sogenannte Stundenkontingent angepasst u. erhöht wird, um den traumatisierten Kindern auch so helfen zu können, dass nicht mitten im Heilungsprozess die Stundenzahl der Therapeuten auslaufen u. die Betroffenen schon wieder ohne ausreichende Unterstützung im Stich gelassen werden.

 

Das alles kostet natürlich eine Menge Geld. Dafür muss sich der Bund auch wirklich ernsthaft mit der Not u. dem Ausmaß der sexuellen Gewalt an Kindern in der deutschen Gesellschaft auseinander setzen. Genau daran hapert es aber!

 

In Wahlperioden kommt das Thema vielleicht auf den Tisch oder wie beim letzten Mal durch die Medienberichte über „Missbrauch“ in kirchlichen Institutionen. Danach interessiert es keinen mehr. So wird sich aber weiterhin nichts ändern u. die betroffenen Kinder u. Erwachsenen werden wieder alleine gelassen.

 

Zu dem Problem der sicheren Finanzierung von Frauen u. Mädchenberatungsstellen hatte ich schon an anderer Stelle geschrieben:

https://frauenbewegenfrauen.jimdofree.com/blog-f%C3%BCr-%C3%BCber-frauen-1/frauenhilfesysteme/

 

Die Polizeiliche Stelle für Kriminalprävention der Länder u. des Bundes eine spezielle Seite eingerichtet zusammen mit dem Weißen Ring:

https://www.polizei-beratung.de/startseite-und-aktionen/missbrauch-verhindern/

 

Auszug:

Ob sexueller Kindesmissbrauch in der Familie, in der Schule oder durch Fremde geschieht, die Folgen dessen können das Leben eines Opfers erheblich beeinflussen. Das Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und das Vertrauen in andere Menschen können durch sexuelle Gewalt im Kindesalter gestört werden. Aber Kinder und Jugendliche können sich oft nicht allein vor sexuellem Missbrauch schützen, sie brauchen die Hilfe von Erwachsenen.

 

Diese Internetseite vermittelt wichtige Informationen über das tatsächliche Ausmaß des Missbrauchs, Täterstrategien oder über Anzeichen für Missbrauch. Durch diese Hinweise sollen Erwachsene in die Lage versetzt werden, Missbrauch zu erkennen, zu unterbrechen und Betroffenen zur Seite zu stehen.

 

Mir persönlich gefällt die Seite sehr gut, weil sie ansprechend u. klar gehalten ist. Außerdem macht es deutlich, dass die Polizei sich ernsthaft damit auseinander setzt u. nach Wegen sucht den Kleinen Hilfe anzubieten.

 

Um die ganzen Zusammenhänge zu verstehen und auch die Frage, wieso dieses Thema immer nur am Rand auftaucht, möchte ich Euch auf die Infoseiten der EMMA aufmerksam machen:

https://www.emma.de/artikel/sexueller-missbrauch-264637

https://www.aliceschwarzer.de/artikel/sexueller-missbrauch-die-fruehe-brechung-265012

 

Auszug:

Es ist der schlimmste Verrat, den ein Erwachsener einem Kind antun kann: die Zerstörung von Körper und Seele unter dem Vorwand der Liebe. Und er hat lebenslange Folgen für das Opfer. Drei von vier Psychiatrie-Patientinnen und neun von zehn Prostituierten sind missbraucht worden. Missbrauchte leiden an zerstörtem Selbstwertgefühl, Angstzuständen, Depressionen, Persönlichkeitsspaltungen; sie neigen zu Magersucht, Drogen, Selbstverstümmelungen, Selbstmord.

 

Doch das vielleicht Allerschlimmste ist, dass die kindlichen Opfer sich meist auch noch selbst für schuldig halten: für böse Kinder, die es nicht besser verdient haben. Wie sollten sie auch anders, wenn der allmächtige Vater sie wie ein Stück Dreck behandelt, müssen sie ja schmutzig sein. Und wenn dann auch noch die schützende Mutter versagt, dann kann das nur am Kind selber liegen.“

 

https://www.aliceschwarzer.de/artikel/sexueller-missbrauch-wie-es-geschehen-kann-265064

 

Auszug:

Der Missbrauch ist keine Erfindung der katholischen Kirche - auch die "Sexuelle Revolution" hat eine fatale Rolle gespielt. Und Feministinnen reden seit über 30 Jahren gegen taube Ohren.“

 

Dieser Artikel ist von 1978 u. lässt eine Betroffene (14 Jahre) zu Wort kommen:

https://www.emma.de/artikel/ich-klage-264277

 

Auszug:

Die infamste Einschüchterung ist, dass den Opfern eingeredet wird, sie seien die Schuldigen: sie, die verführten Mädchen hätten sich zu schämen. Darum ist Petras Gang zur Polizei und ihr Schritt in die Öffentlichkeit so wichtig. Ihr Beispiel kann anderen Mädchen Mut machen.

 

Runder Tisch bei EMMA mit Frauen, die Tag für Tag mit Betroffenen sprechen:

https://www.emma.de/artikel/sexueller-missbrauch-runder-tisch-bei-emma-265134

 

Auszug:

Für mich stellt sich die Frage: Müssen wir zum gefühlten 500. Mal eine Bestandsaufnahme machen? Wäre es nicht endlich an der Zeit, die Lücken im System, die schon längst identifiziert sind, zu schließen? Wir sind empört, dass diese Aufmerksamkeit erst entstanden ist, nachdem Eliteschulen betroffen waren. Die Opfer, die aus sozial schwächeren Schichten kommen, hat man nicht so ernst genommen. Und dass man nun alles auf die Kirche projiziert, ist natürlich ein großes Ablenkungsmanöver. Seit 1991 arbeitet Zartbitter zum Thema „Missbrauch in Institutionen“, aber wir sind nie gehört worden.“

 

Sprecht bitte offen über „Missbrauch“! Es gibt, wie ihr seht noch einiges zu tun. Nehmt Haltung ein gegen das Verharmlosen u. FÜR die betroffenen Kinder!

 

Liebe Grüße

Violine