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Zwangsprostitution - Essay über Zwang u. Selbstbestimmung

Hallo Ihr Lieben!

 

Die machen das doch alle freiwillig…

Wenn sie es nicht wollen können sie ja woanders arbeiten. Hier verdienen die ein Schweinegeld, wenn sie nicht wollen, sollen sie eben wieder zurück gehen in ihr Land u. nicht jammern. Die sprechen zwar kein deutsch, aber von Zwang ist keine Rede..“

 

Ist das so? Oder machen sich die Freier und Prostitutions Befürworter etwas vor?

 

Die Prostituierten-Lobby spricht davon, dass es vielleicht 10% Zwangsprostituierte gäbe, der Rest arbeite freiwillig. Die Prostitutions GegnerInnen, Sozialarbeiterinnen u. Kriminalpolizei spricht von 90% Zwangsprostituierten. Was stimmt u. was nicht?

https://www.cicero.de/innenpolitik/zwangsprostitution-vom-staat-im-stich-gelassen/53781

 

Auszug:

Empirische Zahlen, wie viele Frauen in Deutschland zur Prostitution gezwungen werden, gibt es nicht. Wolfgang Hohmann schätzt sie auf 90 Prozent. Die selbstbestimmte Frau aus den Fernsehinterviews, die sich aus freien Stücken prostituiert, gäbe es zwar, räumt der Polizeibeamte ein. Sie sei jedoch die Ausnahme. In anderen Untersuchungen heißt es, genau das Gegenteil sei der Fall.

 

Zurückführen lässt sich diese Diskrepanz vor allem auf eine unterschiedliche Definition von Zwang und Selbstbestimmtheit: Während manche Wissenschaftler lediglich die Opfer von Menschenhandel als Zwangsprostituierte definieren, unterstellt Hohmann auch bei jenen Frauen einen Zwang, die nicht frei darüber entscheiden können, wann und mit wem sie ihren Beruf ausüben oder die ihre Einnahme abgeben beziehungsweise ihrem Zuhälter eine Zimmermiete von 200 Euro oder mehr pro Tag zahlen müssen.“

 

Um das nochmal ganz klar zu sagen:

Wenn sich eine Frau aus freiem Willen u. ohne in finanzieller Not zu sein oder durch andere Menschen gezwungen, geschlagen oder verschleppt wird u. auch nicht dazu genötigt wird, ihre Einnahmen an Zuhälter oder Familienangehörige abzugeben, dann sprechen wir hier von freiwillig.

 

Alles andere ist Zwang unter Ausnutzen einer Notlage seitens der Zuhälter, Verwandten oder Schlepperbanden. Ebenso zur Zwangsprostitution gehören Frauen, die unter Vortäuschung falscher Tatsachen nach Deutschland gelockt werden.

 

Oft kommt nun die Frage, wieso sich diese Frauen denn keine Hilfe holen und weg rennen oder zur Polizei gehen.

https://www.owep.de/artikel/148/fleischbeschau

 

Auszug:

Warum fliehen sie nicht? Gegenfrage: wie? Sich wehren ist zwecklos. Es gibt für sie keinen Ausweg. Auf dem Straßenstrich werden sie überwacht, im Bordell sind sie eingesperrt, ihre Puffmutter, ihr Zuhälter lassen sie nicht raus. In den schlimmsten Fällen sind die Fenster vergittert, das Haus weiträumig umzäunt, ein scharfer Hund bewacht das Terrain. Außerdem haben die Frauen schon lange keine Papiere mehr. Sie sind illegal in dem Land, in dem sie zur Prostitution gezwungen werden. Schlepper, Puffmutter und Zuhälter malen in den düstersten Farben die Gefahren eines Aufgriffs durch die Polizei aus: du wirst gefoltert, ins Gefängnis geworfen und dann abgeschoben in Deine Heimat, Du wirst mit Schimpf und Schande dort empfangen und hast noch nicht mal Geld dabei.

 

Warum wenden sie sich nicht an die Freier, bitten sie um Hilfe? Weil die Freier ihnen entweder nicht glauben: die Mädels sind doch alle so gut drauf hier, die tun das freiwillig, es geht ihnen hier nicht schlecht. Außerdem kann theoretisch jeder Freier ein Freund des Zuhälters sein oder ein absichtlich auf sie angesetzter Spion und sie beim Zuhälter verraten, wenn sie ihm ihre Sorgen und Ängste schildern. Denn was sie hier gelernt haben, ist vor allem eins: Misstrauen. Selbst wenn sie also fliehen könnten, wohin?

 

Zur Polizei, die, wie sie glauben und wie es tatsächlich oft in Osteuropa und gerade auf dem Balkan der Fall ist, mit den Zuhältern unter einer Decke steckt? Die Polizei, eine Behörde, ist die unwahrscheinlichste Anlaufstelle für sie. Zu groß das Misstrauen. Denn auch im eigenen Land ist man nichts anderes als Behördenwillkür und Korruption von dieser Instanz gewohnt. An sie wendet man sich also besser nicht. Auch nicht, wenn man in Westeuropa zur Prostitution gezwungen wird.“

 

 

 

Zwangsprostituierte, also die Frauen, die scheinbar freiwillig hier arbeiten, kommen ohne äußere Hilfe gar nicht heraus aus ihrer entsetzlichen Lage. Ihnen wurden die Pässe abgenommen, sie sprechen kaum ein Wort deutsch u. sind eingeschüchtert durch Gewalt und/oder Androhung dass die restliche Familie bestraft wird, sollten sie wagen zu flüchten. Somit sind sie ihren Zuhältern völlig ausgeliefert u. bleiben „freiwillig“.

 

Sie trauen der Polizei nicht u. kennen keinen Menschen, dem sie sich anvertrauen könnten. Außerdem besitzen sie keine Papiere, kein Bargeld u. sind in einem völlig fremden Land ohne Kontakt zur Außenwelt. Hoffnungslos. Sprachlos. Ausgeliefert. Ohnmächtig. Verängstigt. Alleine.

 

Meist sind diese Frauen vorher schon mehrfach vergewaltigt worden von ihren Zuhältern u. Helfershelfern. Und dann müssen sie in dem Bordell, in dem sie oft eingesperrt sind, die fremden deutschen Männer lächelnd befriedigen. „Freiwillig“ versteht sich.

 

Ich habe eine interessante Seite gefunden, die sich an Freier richtet, um Zwangsprostituierten zu helfen:

http://www.ban-ying.de/verantwortlicherfreier/de/index.html

 

Auszug:

Sie gehen zu Prostituierten. Sie nehmen die sexuellen Dienste einer Frau in Anspruch, die Haus- und Hotelbesuche macht. Sie gehen zur Massage, mit erotischem Abschluss. Sie nehmen an anderen Orten sexuelle Dienste in Anspruch. Okay!

 

Sie haben ein komisches Gefühl. Sie denken irgendwas stimmt nicht. Sie sind unsicher, ob die Frau alles freiwillig macht. Sie wissen nicht, ob sie ausgebeutet wird. Sie wollen ihr helfen. Rufen Sie uns an!“

 

Und auf der gleichen Seite eine Hilfsmöglichkeit:

http://www.ban-ying.de/verantwortlicherfreier/de/helfen.html

 

Auszug:

„Was tun? Nutzen Sie Ihr Handy! Geben Sie der Frau die Möglichkeit zu telefonieren – mit einer Beratungsstelle. Rufen Sie uns an. Wir versuchen Kontakt zu der Frau aufzunehmen und sprechen mit ihr in ihrer Muttersprache. Geben Sie der Frau unsere Telefonnummer – unsere Faltblätter (in 16 Sprachen vorhanden). Nehmen Sie ein Wörterbuch mit – es erleichtert die Verständigung.“

 

Veränderung beginnt also bei den Freiern. Davon sind auch die EMMAs überzeugt:

https://www.emma.de/artikel/prostitution-264551

 

Auszug:

Es waren Feministinnen, die in den 1970er Jahren Seite an Seite mit Prostituierten protestierten: gegen die Doppelmoral und Behandlung als Menschen zweiter Klasse. Ab den 80er Jahren galt Prostitution in Deutschland als cool, vor allem in grünen, aber auch in manchen feministischen Kreisen als „Beruf wie jeder andere“. EMMA hatte immer eine radikal andere Position: Solidarität mit den Prostituierten – aber Kampf der Prostitution. Denn Prostitution zerstört nicht nur Körper und Seele der sich prostituierenden Frauen, sie macht alle Frauen zum käuflichen Geschlecht.

 

Und weiter aus dem Artikel:

Heute schafft in Deutschland knapp jede tausendste Frau an, wenn wir von einer Viertelmillion Frauen ausgehen (die Schätzungen gehen von 50 bis 400.000) und berücksichtigen, dass neun von zehn Ausländerinnen sind, die nicht selten unter Vortäuschung falscher Tatsachen oder gar mit Gewalt nach Deutschland verschleppt wurden.

 

Doch die überwältigende Mehrheit aller deutschen Männer – nämlich zwei von drei! – sind Freier. Sie sind es, die überhaupt erst den Markt für kaufbaren Sex schaffen. Ein Markt, der heute neben dem Drogen- und Waffenhandel laut UN mit sieben Billionen Dollar Profit im Jahr das (Männer)Geschäft Nr. 1 ist. Hier also muss die Bekämpfung der Prostitution ansetzen: bei den Freiern und Menschenhändlern!

 

Abschließend möchte ich Euch gerne einen Artikel verlinken, der mir aus dem Herzen spricht u. auch meine eigene Wut über diese Frauenverachtung zum Ausdruck bringt:

https://www.theeuropean.de/nils-pickert/7209-prostitution-in-deutschland

 

Auszug:

Du legst Wert auf gepflegte Engstirnigkeit und Bigotterie. Das geht so weit, dass deine gewählten Volksvertreter und Volksvertreterinnen, die zu Teilen 2002 in Regierungsverantwortung standen und heute opponieren, sich einfach nicht eingestehen wollen, dass sie es vor nunmehr über zehn Jahren vollkommen verbockt haben. Dem hehren Anspruch, das Recht von Prostituierten auf Selbstbestimmung, berufliche Planbarkeit und Legalität zu befördern, stehen ganze Busladungen von inländischen wie ausländischen Freiern gegenüber, die sich zu Flatrate-Tarifen an Frauen verlustieren, von denen sie lediglich verlangen, dass sie sich ihnen aus „Naturgeilheit“ und permanenter sexueller Bereitschaft für ein paar Euro so hingeben wie keinem Mann zuvor.

 

Na, wenn es weiter nichts ist. Für ein paar Scheine wird schon eine (vielleicht) knapp volljährige Osteuropäerin, die man unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ins Land gelockt oder eben gedroht beziehungsweise geprügelt hat, zu finden sein, die diesen Ansprüchen gefälligst zu genügen hat.“

 

Und weiter schreibt der Autor:

Das entsprechende Gesetz der feinen deutschen Fick-AGist bei genauerer Betrachtung kaum das Papier wert, auf dem es steht. Im Einzelfall nützlich – im Regelfall lediglich Mittel zum Zweck der Ausbeutung. Zu Triebabfuhr und Steuereinnahmen für die billigend oder einwilligend in Kauf genommene Frauenverachtung, den Menschenhandel und die moderne Sklaverei. So laut kannst du in Europas größtem Bordell doch gar nicht pfeifen, lieber Bundeszuhälter, dass du das nicht merkst. Irgendwann muss auch mal Schluss sein.

 

Liebe Grüße

Violine