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Der Freier, das Frauenbild u. was zu tun ist

Hallo Ihr Lieben!

 

In Frankreich gehen sie es an. Das Thema Frauenkauf zur sexuellen Ausbeutung.

 

Und in Deutschland?

Geht die Debatte weiter, ob mit einem Verbot vielleicht die „Freiheit u. Freiwilligkeit“ eingeschränkt werden könnte. Von welcher Freiheit ist hier eigentlich die Rede?

 

Bisher ging es vor allem darum, dass Freier genügend Freiheit haben an Frauen ranzukommen. Ganze Busladungen von Frauen aus dem Ostblock werden nach Deutschland gekarrt um die Lust des Mannes zu befriedigen. Doch langsam bröckelt dieses Bollwerk des Patriarchats.

https://www.sueddeutsche.de/politik/prostitutionsverbot-die-charakterfrage-1.1831023

 

Auszug:

Das Geschäft mit dem Sex bewegt Europa, in vielen Ländern wird über neue, schärfere Regeln diskutiert. Nachdem am Freitagabend die französische Nationalversammlung bereits dafür gestimmt hat, muss im Dezember noch der Senat über den Vorschlag entscheiden, Freier mit einer Geldbuße von 1500 Euro zu bestrafen, de facto also ein Sexkaufverbot wie in Schweden einzuführen. In Nordirland, Irland, Belgien, Finnland und Lettland wird Ähnliches erwogen.

 

Es wäre ein Kulturbruch, vor allem im Vergleich zu Deutschland, wo die Prostitution 2001 legalisiert wurde. Die damalige rot-grüne Regierung hatte geglaubt, mit der Legalisierung alles richtig gemacht zu haben. Käuflicher Sex lasse sich nicht aus der Gesellschaft verbannen, so die Idee. Inzwischen ist klar: Das Gesetz war ein Fehlschlag.

 

Im Text heißt es weiter:

Gleiche Rechte für Frau und Mann, dieser Gedanke ist tief verankert in Schweden, selbst bei konservativen Politikern. Die Folge: (...)So hat auch das Sexkaufverbot im Grunde eine feministische Intention: Es soll Frauen schützen, die als Opfer des Geschäfts mit ihrem Körper gesehen werden, und damit das System männlicher Dominanz und weiblicher Ausbeutung zerstören.

 

Männer müssten sich dann über ihr Verhältnis zu Frauen Rechenschaft ablegen, sie müssten sich fragen: Will ich meine Lust schrankenlos befriedigen können, auch wenn ich damit ein System nähre, in dem womöglich Tausende, wenn nicht Hunderttausende Frauen gedemütigt und ausgebeutet werden? Und sie müssten sich fragen, welches Frauenbild sie ihren Kindern vermitteln wollen: die Frau als gleichwertige Partnerin oder als Sexobjekt, über das man bei Bedarf verfügen kann? Von dieser Diskussion ist wenig zu hören. Zumindest in Deutschland.

 

Die Verfügbarkeit der Frauen?

Wie sieht das Frauenbild denn genau aus, was uns hier vermittelt wird?

 

Dazu mal eine Ex-Prostituierte aus Irland:

http://theprostitutionexperience.com/?p=193

(Brief an den „guten“ Freier)

 

Wie Männer über das Benutzen der Frauen sprechen könnt Ihr hier sehr deutlich nachlesen:

http://the-invisible-men.tumblr.com/

(Männer/Freier über Prostituierte)

 

Es ist erschreckend, wie Männer so entwürdigend über die Prostituierten sprechen u. noch dazu allen Ernstes erwarten, dass sie Spaß dabei haben.

 

Studien zu Freiern gibt es kaum. Immerhin konnte ich mal diese Befragung ausgraben:

https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-11/prostitution-freier-befragung/komplettansicht

 

Auszug:

Das erste Motiv ist ganz einfach das Bedürfnis nach Sexualität und Körperlichkeit in jeder Spielart – allzeit verfügbar, ohne Werbephase, soziale Erwartungen und ohne die Angst, zurückgewiesen zu werden von privat zum Teil unerreichbaren Sexualpartnerinnen.

 

Aber zweitens gehen manche Freier auch mit sozialen Wünschen zu Sexarbeiterinnen. Viele von ihnen wollen vor allem kommunizieren und suchen nach Zärtlichkeit. Sie fühlen sich einsam oder sind schüchtern und sehen in der Sexarbeiterin eine besondere Frau, die sie umsorgt und die nicht weiterträgt, was sie ihr anvertrauen. Es gibt allerdings auch den frauenverachtenden Zweig dieses Motivs: Männer, die die Sexarbeiterin beschimpfen, demütigen, sie zu Praktiken zwingen, die sie nicht wollen, bis hin zur Vergewaltigung. Sie erotisieren oft das Elend, gehen bewusst auf den Drogenstrich, wo sie Frauen finden, die unter elenden Bedingungen arbeiten.“

 

Weiter schreibt der Autor dieser Befragung:

Im Gegensatz zum Drogenstrich ist das Elend der Zwangsprostituierten nicht unbedingt offensichtlich zu erkennen, etwa durch blaue Flecken, sonstige Gewaltanzeichen oder Panik.

 

Die betroffenen Frauen haben zu viel Angst, um zu zeigen, in welcher Situation sie sind. Viele Freier dürften aber auch nicht genau nachfragen und legitimieren ihr Handeln mit dem Gedanken:

 

"Wofür ich bezahlt habe, das ist in Ordnung." Das Leid und die Geschichte der Sexarbeiterin verschwindet dahinter, wird nicht beachtet oder ist egal.

 

Grundsätzlich ist Prostitution ein Herrschaftsverhältnis und zudem in extremer Form geschlechtsspezifisch und geschlechtshierarchisch strukturiert. Es steht fast ausschließlich ein weibliches Angebot einer männlichen Nachfrage gegenüber. Die Sexarbeiterin gibt, für einen begrenzten Zeitraum und in klar umrissenen Grenzen, ihr sexuelles Selbstbestimmungsrecht gegen Bezahlung auf und der Freier erhält damit die temporäre Verfügungsgewalt über ihren Körper. Unter anderen gesellschaftlichen Bedingungen sollte es das meiner Ansicht nicht mehr geben.

 

Eine undifferenzierte Täter-Opfer-Zuschreibung trifft die Realität auch nicht. Denn die Machtfrage hängt wesentlich von den Intentionen der Freier ab (suchen sie Nähe, den schnellen Sex oder wollen sie frauenverachtende Gewaltphantasien ausleben) sowie von den Macht-Ressourcen, die die Sexarbeiterinnen dem entgegensetzen können: Unter welchen sozialen, ökonomischen, gesundheitlichen und psychischen Umständen sie ihrer Tätigkeit nachgehen, wie frei sie darin sind, Freier abzulehnen. Auch wie frei sie sind, Arbeitsort, Tätigkeitsarten, Arbeitszeiten und Preise selbst zu bestimmen. Und ob sie mit der Prostitution jederzeit aufhören und auch etwas anderes machen können.“

 

Die Machtfrage, das Herrschaftsverhältnis u. die Verfügungsgewalt.

Genau um die geht es bei dieser ganzen Debatte.

 

Die meisten Frauen prostituieren sich aus finanzieller Not u. diese Not nutzt der Freier aus. Ein Abhängigkeitsverhältnis.

 

Freier sprechen oft darüber, dass Frauen, die sie kaufen u. benutzen kaum ein Wort in der Landessprache sprechen, sie unwillig, wenn nicht sogar „stocksteif“ sind. Was sie natürlich nicht daran hindert weiter zu machen. Bezahlt ist bezahlt.

 

Wie sieht es aus mit dem Frauenbild?

 

Seid Ihr als Nicht-Prostituierte schon mal durchs Rotlichtmilieu gelaufen?

Tut es mal. Die Männer dort unterscheiden nicht mehr zwischen Frau u. Frau/Prostituierte. Alles Weibliche wird dort als käuflich eingestuft u. entsprechend behandelt. Als Ware, respektlos, anzüglich, mit „Drohungen“ was ER mit IHR machen würde u. wie billig SIE wohl zu haben sei?!

 

Anschließend gehen diese Männer zurück zu ihren Partnerinnen. Nachdem sie vielleicht ohne Kondom - wen interessiert schon Aids oder Geschlechtskrankheiten - die Machtverhältnisse klar gestellt haben.

 

Es gibt keine „guten„ Freier.

Denn ein jeder ist einzig daran interessiert „gefügige“ Frauen zu finden. Ob sie das nun freiwillig tun oder nicht? Bezahlt bedeutet, der Frauenhandel ist besiegelt u. damit gut.

 

Wenn jeder zweite oder vierte Mann in Deutschland regelmäßig zu Prostituierten geht, dann ist dieses frauenverachtende Bild in allen Generationen angekommen.

 

Erwachen werden diese Männer/Freier nur, wenn dieses Frauenbild zurecht gerückt wird u. Prostitution als das gesehen wird, was es ist: Frauenverachtung.

 

Deshalb unterstützt bitte den Appell gegen Prostitution:

https://www.emma.de/thema/prostitution-der-ueberblick-317533

https://www.emma.de/thema/emma-appell-gegen-prostitution-111249

 

Vor allem aber belest euch, macht euch schlau. Die EMMAs haben umfängliches Infomaterial zusammen getragen. Bildet euch eine eigene Meinung!! Und kaut nicht das wieder, was andere euch vorlegen.

 

In diesem Sinne wünsche ich Euch

eine gute Woche u. liebe Grüße

Violine