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Frauen kaufen, ohne Käufer?

"Könnten die Frauen sich denn verkaufen, wenn es keine Käufer gäbe?"

 

Hallo Ihr Lieben!

 

Diese Frage stellte sich im Jahre 1900(!) die deutsch-jüdische Frauenrechtlerin, Sozialarbeiterin und Schriftstellerin Bertha Pappenheim (1859–1936).

 

Schon damals ist ihr die öffentliche Meinung über die scheinbare „Freiwilligkeit“ ein Dorn im Auge, da sie bei ihrer Arbeit als Armenpflegerin sehr genau mitbekommt, dass die Frauen - wie auch heute - aus der Not heraus oder mit Gewalt in die Prostitution gezwungen werden.

 

http://www.frankfurt.frblog.de/bertha-pappenheim-und-hannah-karminski

(Leider geht mal wieder der Link nicht mehr, keine Ahnung wieso...)

 

Auszug:

Sie ist eine Tochter aus gutem jüdisch-orthodoxen Hause – und eine der ersten, die öffentlich die Zwangsprostitution anprangert. Bertha Pappenheim kämpft in Frankfurt gemeinsam mit Lebensgefährtin Hannah Karminski gegen soziales Unrecht.

 

Die Armenpflegerinnen der Stadt Frankfurt machen um 1900 eine erschreckende Entdeckung: Es gibt immer mehr unehelich geborene Kinder. Ihre Mütter – häufig geschlechtskrank – kommen aus Osteuropa, leben in ärmlichen Behausungen oder kaserniert in Bordellen.

 

Aus ihren Lebensläufen wird deutlich, dass sie nicht freiwillig als Prostituierte arbeiten. Von wöchentlich am Hauptbahnhof eintreffenden “Ladungen” ist die Rede. Wer schickt die jungen Frauen? Es muss kriminelle Händlerringe geben, die sie mit falschen Versprechungen in den Westen locken und zur Prostitution zwingen.“

 

Und weiter heißt es da:

Als sie mit dem Problem der jungen Jüdinnen konfrontiert wird, ist sie außer sich vor Empörung: “Welch furchtbare Kämpfe gegen Scham, Schande und Erniedrigung von vielen Tausenden menschlicher Geschöpfe durchfochten werden mussten, ehe sie so ,gesunken‘ sind.” Den Vorwurf der Unmoral gegen die Mädchen lässt sie nicht gelten: “Könnten die Frauen sich denn verkaufen, wenn es keine Käufer gäbe?” Und wer ihr vorwirft, mit ihren Ausführungen dem Antisemitismus Vorschub zu leisten, dem entgegnet sie: “Totschweigen kann eine Todsünde sein.”

 

Hier noch mehr Infos:

https://frauenmediaturm.de/historische-frauenbewegung/bertha-pappenheim-immoralitaet-galizianerinnen-1901/

 

Ist es nicht erschreckend, dass wir heute die gleiche Debatte führen wie vor über hundert Jahren die bekannten Frauenrechtlerinnen?! Damals waren es junge jüdische Frauen, heute sind es Roma die aus dem Osten mit falschen Versprechungen oder mit Gewalt in deutsche Bordelle gezwungen werden.

 

Heute ist es u.a. eine Alice Schwarzer die sich, in den Fußstapfen ihrer Vorgängerinnen, für Prostituierte stark macht. Die Frauen Historie macht deutlich, dass wir diesen Kampf schon wieder führen müssen. Ein Déjà-vu möchte man meinen.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Lida_Gustava_Heymann

 

Auszug:

Als Mitbegründerin der abolitionistischen Bewegung in Deutschland kam sie mit dem Gesetz in Konflikt, als sie in Hamburg gegen die Behandlung der Prostituierten protestierte und die Abschaffung der staatlichen Reglementierung der Prostitution forderte. Lida G. Heymann wollte „den Frauen helfen, sich von männlicher Herrschaft zu befreien“.

 

Eine die sich wie Bertha Pappenheim engagierte für Prostituierte war Josephine Butler:

http://www.kaiserin.de/josephine-butler.php

 

Auszug:

Nach dem der Kampf gegen die Contagious Diseases Acts erfolgreich war, wendet sich Josephine Elizabeth Butler dem Kampf gegen den Frauenhandel. So erreicht sie, dass 1885 das Ehemündigkeitsalter in Großbritannien von 13 auf 16 Jahre heraufgesetzt wird. Bereits 1875 gründet Butler in Genf die Internationale Abolitionistische Föderation, die in vielen Ländern zugleich aktiv ist. In ganz Europa initiiert Josephine Kampagne gegen die Weiße Sklaverei vor allem gegen die Kinderprostitution. Bis zu ihrem Tod gibt sie eine eigene Zeitschrift heraus.

 

"Die Frau hat die gleichen natürlichen Rechte wie jeder Mann. Die Rechte des Einen unterdrücken, heißt den Rechen des Anderen Vorschub leisten", so steht es in den Statuen der "Britisch-kontinentalen und allgemeinen Bundes zur Bekämpfung des staatlich organisierten Lasters" später umbenannt in "Internationale Abolitionistische Föderation".

 

Die Rechte von Frauen unterdrücken, heißt "den Rechten von Männern auf sexuelle Befriedigung" zu allen Zeiten u. an allen Orten u. egal zu welchem Preis Vorschub zu leisten.

 

So sieht die Realität aus, nach über 100 Jahren Kampf von Frauen für ihre Menschenwürde. Lernen wir wohl diesmal aus der Geschichte?

 

Ich wünsche Euch ein wunderschönes Wochenende

und liebe Grüße

Violine