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Verdrängte Erinnerung - Demenz oder Traumafolgen?

Hallo Ihr Lieben!

 

Keiner wünscht sich das.

Im Alter auf die Hilfe von anderen angewiesen zu sein. Ausgeliefert.

Die eigene Unabhängigkeit verlieren.

 

Die Wenigsten setzten sich in jungen Jahren mit dieser Thematik auseinander. Ist ja noch lange hin, bis es soweit sein wird. Mal nicht die Pferde scheu machen. Inzwischen sind Eltern oder Oma u. Opa auf Pflege angewiesen.

 

Auf einmal erwachen tot geglaubte Geister. Erinnerungen aus den Kriegsjahren. Mit dem körperlichen Abbau wachsen die Ängste. Sonst eisenharte Frauen, die nichts aus der Ruhe bringen konnte, verwandeln sich in wimmernde oder um sich schlagende Heimbewohnerinnen. Keiner weiß was auf einmal los ist.

 

Meist wissen sich Angehörige u. Pflegepersonal nicht anders zu helfen als diese Bewohnerinnen zu sedieren. Tabletten oder Tropfen gegen die Erinnerungen.

https://www.emma.de/artikel/spaetes-trauma-von-der-erinnerung-ueberwaeltigt-263862

 

Auszug:

Die Kriegsgeneration ist jetzt in den Altersheimen, und da fällt auf: Gerade die alten Frauen werden oft von einer scheinbar irrationalen Angst überfallen.

 

Dass auch deutsche Frauen im Krieg massenhaft durch Sexualgewalt traumatisiert wurden, wird erst jetzt zum Thema. "Es ist eigentlich erst in den letzten zehn Jahren möglich, dass sich das ‚Tätervolk‘ mit dem beschäftigen darf, was der eigenen Bevölkerung passiert ist."

 

"Wildwasser" zog Konsequenzen und schuf, finanziert von der "Aktion Mensch", eine halbe Stelle für "Einzelberatung und Gruppenangebot für Frauen ab 60". Dass sie diese Stelle mit Martina Böhmer besetzten, ist kein Zufall. Die gelernte Altenpflegerin hatte in ihren 25 Jahren Berufserfahrung oft erleben müssen, wie "randalierende" Heimbewohnerinnen mit Psychopharmaka ruhig gestellt wurden, weil sie sich gegen Waschungen im Intimbereich gewehrt hatten oder weil sie in Panik geraten waren, als ihnen der Pfleger mit den Worten "Jetzt machen Sie mal die Beine breit" einen Katheter einsetzen wollte.“

 

Von ähnlichen Erlebnissen kann ich auch aus meiner Zeit in der Altenpflege berichten. Liebreizende Damen tickten völlig aus, wenn sie sich in Gegenwart von Pflegern ausziehen sollten. Lächelnde Gesichter verzerren sich zu starren Masken sobald es an die Intimpflege ging. Krampfende Hände u. Schrecken in den Augen.

 

Aber wir wollen doch nur ihr Bestes...

 

Es bedarf einer großen Portion Sensibilität, Einfühlungsvermögen, Respekt u. auch Schulungen, um sich in die Not dieser Frauen mit ihrem so spät erwachten Trauma hinein versetzen zu können u. sie mit Würde zu behandeln.

 

In der Eile dahin geworfene Sätze wie: „Nun stellen sie sich mal nicht so an, das ist doch gar nicht so schlimm oder zieren sie sich doch nicht so“ usw. verschlimmern alles noch.

 

Für die Bewohnerinnen ist das alles mehr als furchtbar. Und oft sind es genau diese so taktlos hingeworfenen Sätze, die auch die damaligen Vergewaltiger benutzt haben. Getoppt wird alles noch, wenn die Pfleger unglücklicherweise aus einen der ehemaligen Besatzerländer kommen (Russland, Amerika...).

 

Ich kann nur allen, die im Pflegebereich arbeiten, empfehlen zu einem Workshop von Martina Boehmer zu gehen oder sie zu einer Fortbildung für MitarbeiterInnen einzuladen.

http://www.martinaboehmer.de/meine-angebote/vortrage-workshops/

http://www.martinaboehmer.de/literaturliste/

 

Mir sind unzählige Kronleuchter aufgegangen nach einem ihrer Vorträge. Obwohl ich als Betroffene von sexualisierter Gewalt mehr als behutsam mit meinen damaligen Patientinnen umgegangen bin u. größte Rücksicht genommen habe auf deren Schamgefühl. Das Ausmaß u. die Folgen waren mir trotzdem nicht bewusst.

 

Ich wünschte dieses Wissen würde bereits in den Pflegeschulen u. den Unis den zukünftigen ÄrztInnen weiter vermittelt u. das als Pflichtfach. Denn machen wir uns nichts vor, das Trauma der Kriegsgeneration wurde an die nächsten Generationen weiter vererbt.

https://www.emma.de/artikel/kriegsvergewaltigungen-das-vererbte-trauma-265107

 

Sprechen wir also darüber.

Damit die nächsten Generationen unbelastet in die Zukunft gehen können.

 

Ich wünsche Euch ein entspanntes

Wochenende u. liebe Grüße

Violine