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Frauentag 2023

Hallo Ihr Lieben!
Passend zum Internationalen Frauentag hab ich einen Artikel mit Biss bei den EMMAs entdeckt. Der optimal passt. Zieht ihn euch bitte komplett rein.
https://www.emma.de/artikel/kein-bullshit-feminismus-340113
Auszug:
Pünktlich zum Internationalen Frauentag am 8. März rechnet die Philosophin Rebekka Reinhard mit einem Feminismus ab, der seine Zähne verloren hat. Im EMMA-Interview kritisiert sie das deutsche Mutterbild und die Tücke der Selbstoptimierung. Und sie hat einen Rat für die Frauen.

Frau Reinhard, die Widmung in Ihrem Buch „Die Zentrale der Zuständigkeiten“ heißt schlicht und ergreifend „No Bullshit Feminismus“. Warum?
Weil Bullshit-Feminismus uns Frauen auf die Füße fällt. Für mich gibt es zwei konkrete Ausprägungen: den Marketing-Feminismus und den Tupperware-Feminismus, wobei ersterer zerstörerischer ist. Schauen Sie sich an, wie sich Kosmetik- und Modekonzerne den politischen Aktivismus angeeignet haben, sei es von der Black-Lives-Matter- oder der Body-Positivity-Bewegung. Das gleiche passiert mit dem ganzen Feminismus. Die Philosophin Nancy Fraser hat es gut auf den Punkt gebracht: Ein Feminismus, der vereinnahmt wird von Markt und Marke, der verliert nicht nur seine Authentizität, sondern auch seine Zähne. Frauen vergessen, warum sie eigentlich Feministin sein wollten. Der Kampf um Gleichberechtigung ist zum Schauplatz von Marketing-Interessen geworden.

Sie kritisieren auch das moderne Mutterbild.
Sie ist der Archetyp Frau. Sie wird heute am meisten ausgebeutet. Sie muss eine Allround-Kompetenz haben. Toll ausgebildet, toller Beruf und tolle Mutter. Sie leistet den kompletten kostenlosen 24/7-Support, weil sie glaubt, sie muss es. Es ist eine perfide Allianz zwischen neoliberalem Leistungszwang und weiblicher Selbstaufgabe vergangener Jahrhunderte. Und die Pointe ist: Anders als in den 60ern dürfen die Frauen heute dabei nicht mal mehr rauchen und saufen.


Da wären wir beim Thema Selbstoptimierung.
Die Botschaft der Gesellschaft an Frauen heute ist: Du kannst alles, wenn du es nur willst. Diese Lüge haben viele Frauen verinnerlicht. Das schraubt die Erwartungen an das eigene Leben ins Unermessliche. Frauen sollen die harte und die weiche Sphäre optimal miteinander verbinden. Sich beruflich durchsetzen, aber gleichzeitig auch die Herdnummer durchziehen. Und zwar nicht irgendwie, sondern optimal. Ein Vehikel dieses Leitbildes ist Instagram. All diese Bilder der perfekten Frauen und der perfekten Mütter, mit dem perfekten Körper und dem perfekten Leben. Damit wären wir wieder in den 50er und 60er Jahren. Diesem vermeintlich guten Leben hinterher zu hasten, ist nichts als Stress. Die Emanzipation, die Frauen in den 1970er Jahren wollten, ist in eine Perversion sondergleichen umgeschlagen. Und eine Emanzipation, die dauergestresste konformistische Schafe hervorbringt, widerspricht sich selbst....


Wichtig ist, dass Frauen hinterfragen, wie sie das gute Leben selbst definieren – und nicht, wie es gesellschaftlich angesagt ist. Wir alle sollten uns fragen: In welcher Welt wollen wir leben? Gut zu leben ist eine Frage der Haltung.“

Und weil das Thema Gewalt gegen Frauen weiterhin ganz oben auf der Liste stehen muss bei Feministinnen,

hier noch ein weiterer Artikel.


Darin geht’s um die Gewalt gegen Ukrainische Frauen – Kriegsvergewaltigungen...
https://www.emma.de/artikel/alice-schwarzer-will-nicht-ueber-vergewaltigungen-reden-340197
Auszug:
Alice Schwarzer antwortet der FAZ auf die dreiste Behauptung, sie wolle beim Ukraine-Krieg „nicht über Vergewaltigung reden“. Sie fragt: Soll das ein Witz sein? Und sie erinnert daran, dass ohne Feministinnen die sexuelle Gewalt noch heute die Schande der Frauen wäre und Vergewaltigung kein Kriegsverbrechen.

„Die Ikone der deutschen Frauenbewegung will lieber nicht über sexualisierte Gewalt an Frauen sprechen.“ Mit der musealisierenden Formulierung „Ikone" dürfte ich gemeint sein. Diesen nun doch sehr überraschenden Satz konnte ich in einem Text von Ronya Othmann in der FAZ lesen. Sehr überraschend, weil die sexuelle Gewalt, ihre Funktion und Folgen, seit 50 Jahren mein zentrales Thema ist - zum Verdruss vieler, von taz bis FAZ. Denn ich gehe als Feministin davon aus, dass die sexuelle Gewalt der dunkle Kern des Machtverhältnisses zwischen den Geschlechtern ist.

Entsprechend schrieb ich im deutschsprachigen Raum 1975 im „Kleinen Unterschied“ erstmals über Vergewaltigung als Waffe im Ehekrieg, und berichtete EMMA 1977 als erste über Vergewaltigungen als Kriegswaffe. Und zwar am Beispiel der Sowjetarmee im Zweiten Weltkrieg, analysiert von der Amerikanerin Susan Brownmiller in „Against Our Will“. Das war damals noch ein Tabu. Wir wurden dafür, dieses Tabu gebrochen zu haben, viel gescholten - vor allem von links.


In den 1990er-Jahren gelang es Feministinnen, bei den Prozessen am Internationalen Strafgerichtshof zu den Kriegsverbrechen im Ex-Jugoslawien-Krieg für Vergewaltigungen im Krieg den Status als „Kriegsverbrechen“ zu erkämpfen. Wichtig wäre es jetzt, zu klären, ob die heutigen Vergewaltigungen durch russische Soldaten auch auf Befehl passieren (wie die Vergewaltigungen im Zweiten Weltkrieg) oder einfach die Folge eines traditionellen Männlichkeitswahnes sind, dessen destruktiver Höhepunkt ein Krieg ist.

Dass Vergewaltigungen heute überhaupt ein öffentliches Thema sind und nicht länger als Schande für Frauen gelten, sondern als Verbrechen von Männern, das ist ausschließlich uns Feministinnen zu verdanken!  In Ländern ohne moderne Frauenbewegung ist das noch immer so. In so manchen islamischen Ländern werden bis heute bei Vergewaltigung die Opfer geächtet und nicht die Täter. Sie werden an die Täter zwangsverheiratet oder gar als „beschmutzt“ ermordet.


Dieses Wissen scheint bei manchen jüngeren Frauen nicht präsent zu sein. Was nicht ohne Tragik ist. Denn wer keine Geschichte hat, hat auch keine Zukunft. Alles kann rasch ins Vergessen fallen. Und Frauen müssten wieder einmal von vorne anfangen.

Bei Beginn des Ukraine-Krieges war EMMA die Erste, die über die enorme Gefahr für flüchtende Frauen berichtete, die schon an der deutschen Grenze von Frauenhändlern abgefangen wurden. Und selbstverständlich habe auch ich vom Ukrainekrieg nicht geredet, ohne die vergewaltigten Frauen mit zu benennen...“

Passend dazu noch ein weitere Artikel der EMMAs:

https://www.emma.de/artikel/ukraine-die-zuhaelter-warten-schon-339317
Noch mehr zum Thema findet ihr natürlich jederzeit bei den EMMAs:
https://www.emma.de/thema/sexualgewalt-311827

 

Stöbert einfach munter auf den EMMA Seiten, ihr werdet staunen,
was es dort alles zu entdecken gibt. :-)


Liebe Grüße

Violine